Die Goldpreisentwicklung – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Eine Stellungnahme von Ullrich Angersbach, Finanzexperte und Marketingcoach für Finanzdienstleister

1. Die Goldpreisentwicklung im historischen Kontext

Der Goldpreis unterliegt seit jeher zyklischen Bewegungen. In den vergangenen fünf Jahrzehnten zeigte sich ein Wechselspiel zwischen Auf- und Abschwungphasen – sogenannte Bullen- und Bärenmärkte. Diese Zyklen waren häufig von längerfristigen wirtschaftlichen, politischen und geldpolitischen Entwicklungen geprägt.

Eine Analyse der Incrementum AG belegt: Gold-Bullenmärkte dauerten im Durchschnitt etwa 60 Monate – also fünf Jahre – und führten zu einer durchschnittlichen Wertsteigerung von rund 385 %. Bärenmärkte hingegen hielten rund 50 Monate an und führten im Schnitt zu Verlusten von etwa -45 %. Diese Zahlen verdeutlichen die starke Volatilität, aber auch das langfristige Potenzial des Edelmetalls für strategisch denkende Anleger.

Betrachtet man den Goldpreis seit dem Ende des Goldstandards Anfang der 1970er-Jahre, wird deutlich: Gold hat sich trotz großer Schwankungen langfristig als Wertaufbewahrungsmittel behauptet – insbesondere in Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit.

2. Ursachen für Schwankungen des Goldpreises

Die Gründe für die Schwankungen im Goldpreis sind vielschichtig. Neben klassischen Angebots- und Nachfragefaktoren spielen geopolitische Krisen, Inflationserwartungen und die Geldpolitik der Notenbanken eine entscheidende Rolle. Ein bekanntes Modell zur Erklärung ist der sogenannte Schweinezyklus: Steigende Preise führen zu einer Ausweitung der Produktion, was mittelfristig das Angebot erhöht und die Preise sinken lässt. Umgekehrt reduzieren niedrige Preise die Förderung, was bei konstanter Nachfrage zu steigenden Preisen führen kann.

Darüber hinaus beeinflussen Währungsentwicklungen den Goldpreis maßgeblich. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, führt ein schwacher Dollar häufig zu steigenden Goldpreisen – und umgekehrt. Auch Realzinsen, also Zinsen abzüglich Inflation, sind ein zentraler Faktor: Sinkende Realzinsen machen unverzinsliches Gold attraktiver.

3. Prognosen zur künftigen Goldpreisentwicklung

Die Meinungen über die künftige Goldpreisentwicklung sind vielfältig, doch viele Experten sehen in Gold nach wie vor einen langfristigen Wertspeicher – insbesondere in einem Umfeld von Inflation, geopolitischen Spannungen und wachsender Staatsverschuldung.

Prognosen bis 2025

  • Goldman Sachs erwartet 2.500–3.000 USD/Unze, getragen durch die hohe Inflation und geopolitische Risiken.
  • UBS sieht 2.700 USD als mögliches Kursziel – insbesondere bei einer Zinssenkung durch die US-Fed.
  • J.P. Morgan nennt einen Zielkorridor von bis zu 3.000 USD/Unze, ausgelöst durch Zentralbankkäufe und politische Unsicherheiten.

Langfristige Perspektiven bis 2030

Der World Gold Council rechnet in seiner Langfristanalyse mit einem Goldpreis von 4.000 bis 5.000 USD pro Unze – sollte sich die globale Unsicherheit weiter verschärfen. Eine Kombination aus hoher Verschuldung, digitalem Zentralbankgeld und Währungsrisiken könnte Gold als "ultimative Absicherung" weiter aufwerten.

4. Gold in Krisenzeiten

Gold gilt traditionell als "sicherer Hafen" in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Zwar zeigt die Erfahrung, dass Gold bei plötzlichen Crashs kurzfristig ebenfalls an Wert verlieren kann – etwa durch Margin Calls oder Liquiditätsbedarf. Doch in der Folge wird Gold oft stark nachgefragt, da es unabhängig von Währungen und Gegenparteien funktioniert.

Ein berühmtes Zitat, das häufig J.P. Morgan zugeschrieben wird, lautet: „Gold ist Geld, alles andere ist Kredit.“ Es stammt mutmaßlich aus einer Aussage vor dem US-Kongress im Jahr 1912 und bringt die Funktion von Gold als ultimatives Wertaufbewahrungsmittel treffend auf den Punkt.

5. Gold vs. Aktienmärkte – ein 20-Jahres-Vergleich

Zwischen 2004 und 2024 stieg der Goldpreis von rund 400 auf über 2.000 USD pro Unze – eine durchschnittliche Jahresrendite (CAGR) von etwa 8,3 %. Im gleichen Zeitraum entwickelte sich der MSCI World Index von etwa 1.000 auf ca. 3.200 Punkte. Das entspricht einer Rendite von etwa 6,2 % jährlich – ohne Dividenden. Inklusive Dividenden liegt die reale Rendite bei etwa 8–9 % jährlich.

Diese Zahlen zeigen: Während Aktienmärkte langfristig durch Produktivitätswachstum und Unternehmensgewinne getragen werden, hat sich Gold vor allem als Krisenwährung und Inflationsschutz bewährt. In Phasen wie der Finanzkrise 2008 oder der Corona-Pandemie 2020 zeigte sich Gold deutlich robuster als breite Aktienindizes.

6. Neue Entwicklungen 2024/2025

Die aktuelle Marktsituation wird durch geopolitische Instabilität, hohe Inflationsraten und Unsicherheit über die künftige Geldpolitik geprägt. Laut IWF könnten hohe Inflationsraten Anleger vermehrt zu Gold greifen lassen. Zentralbanken – insbesondere aus China, Russland und der Türkei – haben 2023 mehr Gold gekauft als je zuvor. Diese Käufe zeigen das wachsende Misstrauen gegenüber Fiat-Währungen und die Suche nach stabilen Reserven.

Bloomberg und World Gold Council berichten übereinstimmend von einer anhaltend starken Nachfrage nach physischem Gold – vor allem in Asien. Diese strukturelle Nachfrage könnte eine neue langfristige Unterstützung des Preises darstellen.

7. Empfehlung für Edelmetall-Investoren

Für Anleger, die sich intensiver mit Gold und Silber beschäftigen möchten, ist das 2024 erschienene Taschenbuch „Intelligent in Edelmetalle investieren“ von Stefan Zehe empfehlenswert. Der Autor gibt praxisnahe Tipps zur Auswahl, zum physischen Kauf und zur sicheren Lagerung – besonders für Einsteiger ein nützlicher Begleiter.

8. Schlussfolgerung

Gold bleibt ein faszinierendes Anlageinstrument: volatil, aber langfristig stabilisierend. Wer sein Portfolio absichern möchte – gegen Inflation, geopolitische Risiken oder Währungsabwertung – sollte Gold als Beimischung in Betracht ziehen. Experten empfehlen je nach Risikoprofil eine Quote von 5–15 % im Gesamtvermögen.

Die Vergangenheit zeigt: Gold schwankt stark, aber steigt langfristig. Die Gegenwart beweist: Die Nachfrage bleibt hoch. Und die Zukunft? Hängt ab von Vertrauen, Stabilität und der Frage, was wir als „wertvoll“ ansehen. Gold war, ist und bleibt ein Spiegelbild globaler Verunsicherung – und ein Baustein für klug strukturierte Vermögen.

9. Weiterführende Artikel von und über Ullrich Angersbach

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